Das Blatt wendet sich!
Unser Ziel war es, die
letzte Ferien- und Urlaubswoche noch einmal eine Woche gemeinsam auf Karpfen zu
angeln. Bernd musste die Woche über arbeiten und so zog es Marco und mich an
ein für uns neues Gewässer. Marco fischt meist an einem größeren See in
Südbayern mit sehr geringem Karpfenbestand. Die Karpfenpopulation in meinem
Heimatgewässer ist zwar viel größer aber Exemplare knapp über 30 Pfund können an
der Hand eines Sägearbeiters abgezählt werden.
Ich musste Marco nicht groß
überreden, eine Woche an dem 20 ha Baggersee zu verbringen, den ich schon seit
längerem befischen wollte.
Thomas ( TR Baits ) hatte alle Hände voll zu tun, so dass
wir unsere Boilies seit längerem wieder einmal selbst abrollen mussten. Dank
Tommis erstklassigen Zutaten und mit
frischen Gewürzen verfeinert wollten wir mit 18 mm Boilies, Hanf, Mais und
Tigernüssen unser Glück versuchen.
Eine Woche zuvor fischten
wir eine Nacht an einem kleineren See auf Graskarpfen und hatten mehrere Bisse.
Bis zum Morgen konnte ich einige Graser und den größten Spiegler des Sees zu
einem kurzen Landgang überreden. Beeindruckend war ein Graser der unsere
Schnüre komplett ineinander verknotete, um dann nach dem Keschern und abhaken
aus dem Stand über den 40 cm höheren Kescherrand in die Freiheit zu springen.
Miststück!
Marco steckte seinen Blank
mehr als cool weg und war scharf auf die neue Session. Insgesamt war Petri
während der letzten Urlaube häufiger auf meiner Seite und ich hatte vor, in der
neuen Session „Run by Run“ zu fischen.
Also, Ankunft am See, kurzer
Locationcheck entlang des Sees, Gespräche mit einigen Karpfenanglern, einige Fische
steigen, Wind bläst auf eine Uferseite und uns ist klar wo wir aufbauen. Kurz
Tackle schleppen und ab ins Boot. Unser Echolot und die aufsteigenden Fische
führen uns zu mehreren Locations, die wir im GPS speichern denn wir wollen den
See nicht mit noch mehr Haar- und Stabbojen zupflastern.
Bereits in der ersten Nacht läuft
Marcos Delkim stockend ab und wir erreichen sehr früh unser Ziel einen Fisch
über 15 kg zu fangen. Ich darf Marco mit einem Spiegler mit 31 Pfund im
Morgenlicht fotografieren, ebenso mit einem Waller von über einem Meter Länge
der auch auf einen einzelnen Boilie biss. Grinsend verabschiede ich mich von
meinem Vorhaben mich beim Drillen abzuwechseln, meine Bissanzeiger schweigen
weiter. Im Laufe des Tages kann Marco noch zwei weitere gewichtige Fische
fangen. Auch ich kann bis zum Abend zwei Fische haken, verliere sie aber im
Drill und ändere danach meine Montage um weitere Aussteiger zu vermeiden.
Die folgende Nacht wird
ruhiger und die Fische beißen nun tagsüber vom späten Vormittag bis in die
Abenddämmerung. Mein längeres Haar zahlt sich aus und hat zweimal perfekt
gehakt. Mit aufgepoppten Tigernüssen kann auch ich je einen langgezogenen
Spiegler und einen Schuppmann knapp unterhalb der magischen Grenze fangen. Wie
sollte es anders sein? Ein Schuppi und ein Spiegler, beides wieder Ü30er gehen
auf Marcos Rechnung.
Kurz
darauf darf auch ich einen 37 Pfund schweren Spiegler vom Ufer aus drillen.
Auf
meinen aufgepoppten Mais vergreift sich im Laufe des Abends nur ein kleinerer
Amur und ich Wechsel die Montage auf einen einzelnen, sinkenden Boilie den ich
noch mit Belachan ummantelte.
Am
Abend geht’s bereits früh in die Kojen, denn das Wetter schlägt um und Regen
setzt ein. Für Marco soll es eine unruhige Nacht werden. Alle zwei Stunden
steht er für einen Fototermin vor meinem Zelt und ich habe das Gefühl langsam
den Überblick über unsere oder besser gesagt, seine Fänge zu verlieren, aber es
gibt schlimmeres! Die Bisse kommen alle auffällig zaghaft. Der Swinger bewegt
sich nur minimal nach oben, was von uns sofort mit einem Anhieb quittiert wird.
Einen richtigen Run sahen wir nur selten, bis zum folgenden Morgen, als wir nach
ordentlichem Schlafentzug gemeinsam frühstücken. Der Biss kommt wie so oft auf
Marcos linke Rute und der Fisch ist nur schwer zu halten. Marco und ich steigen
sofort ins Boot und ich rudere dem Fisch entgegen. Es dauert lange bis Marco
den Fisch Richtung Oberfläche bekommt. Als ich den Kescher beim ersten Versuch unter
Marcos Schuppi führe schlägt mein Herz noch etwas schneller, denn es ist ein
großer. Zurück am Ufer sieht er von den Proportionen her gar nicht mehr so groß
aus. Beim Heben des Keschernetzes denke ich zunächst, dass ich damit irgendwo
fest hänge und bitte Marco um Hilfe. Über meinen kleinen Irrtum können wir
gemeinsam lachen und wir freuen uns auf das Wiegen. Die Digitalwaage zeigt bei allen
Wiegevorgängen 23,5 kg an, wir umarmen uns und ich freue mich riesig für meinen
Freund.
Wir beide fischen jedes Jahr zusammen, aber solch
eine Serie haben wir noch nicht erlebt. Wir waren die einzigen am See, die
regelmäßig Bisse bekamen und Marco legte allein am Nachmittag noch einmal drei
Dreißiger Spiegelkarpfen nach.
Nach
knapp 50 Stunden am Wasser lässt der Spuk nach, fast so abrupt wie er begonnen
hat. Als Bernd am Wochenende zu uns stößt wird mehr gefeiert als gefischt, es gibt
gegrillten Waller auf fremden Grills und lecker Bier, mehr als manch einer von
uns verträgt. Bis zum nächsten Morgen läuten noch fünf Karpfen bis 20 Pfund bei
mir durch und es wird Zeit für uns zusammenzupacken bevor sich das Blatt vielleicht
erneut wendet.
Wenige
Tage nach unserem Eldorado kann Marco in seinem Hausgewässer noch zwei Karpfen
mit 37 und 43 Pfund überlisten.
Es gratuliert von Herzen, Peter!
Hier noch einige Bilder.